pop up description layer

Jost Henrich Stahlschmidt

Nach dem Kauf von Huxholl im Jahre 1743 bringt es Jost Henrich als Besitzer eines Osemundhammers, Reidemeister (Wortursprung: bereiten, fertig machen) und Kirchenältester schnell zu Reichtum und Ansehen, was ihm auch die Gründung einer eigenen Familie ermöglicht. Am 9. Oktober 1744 heiratet er zum ersten Mal im Alter von 35 Jahren seine am 17. April 1719 in Fickenhütte bei Geisweid im Siegerland geborene Schwägerin Anna Maria bzw. Maria Margarethe Heijl, deren Schwester Maria Catharina Ehefrau seines Bruders Wilhelm ist. Anna Maria (siehe nachstehenden Heiratseintrag aus dem Plettenberger und Geburtseintrag aus dem Siegenener Kirchenbuch) heisst gemäss Siegener Geburtenregister in Wirklichkeit Maria Margarethe mit Vornamen, ist die Tochter von Antonius Heijl und Maria Lohenner (oo 03.06.1696)

sowie Enkelin des Oberfischbacher Pastors Friedrich Heil aus Melsungen und seiner Ehefrau Catharina Schütz (oo 16.10.1655).

Anna Maria schenkt Jost Henrich drei Söhne, verstirbt aber bereits zwei Jahre nach der Geburt des dritten Kindes Wilhelm.

Im Jahre 1752 nimmt Jost Henrich die 35jährige Elisabeth Schleifenbaum aus Sieghütte zur Frau, die ihm ebenfalls drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, gebärt. Die beiden Buben sterben schon sehr früh, und auch Mutter Elisabeth lebt nach der Geburt der Tochter Susanna Elisabeth (~ 13.07.1757) nur noch einige Monate bis Anfang 1758.  Tochter Susanna Elisabeth heiratet im April 1778 Peter Diedrich Wiesermann (*12.08.1751), Kirchenältester der Gemeinde und "Consistorio" aus Werdohl-Ütterlingsen und schenkt ihm bis zu seinem Tod am 13.05.1787 vier Kinder, drei Mädchen und einen Jungen. Am 28.01.1791 nimmt Susanna Elisabeth den jüngeren Bruder ihres ersten Ehemannes, Caspar Adolf Wiesermann zum Ehemann, stirbt aber bereits am 19.05.1791, nachdem sie, wie im Kirchenbuch zu lesen ist, "von einer unzeitigen Leibesfrucht entbunden worden ist". Ihr unzeitig und tot geborenes Töchterlein wird zusammen mit Susanna nur einen Tag später, am 20.05., begraben. Susannas älteste Tochter Anna Margaretha Wiesermann wird die Ehefrau von Johann Diedrich Mühlhoff, dem Sohn von Susannas Kusine Agnes Catharina Elisabeth Stahlschmidt. Susannas Enkelin, die am 15.08.1815 geborene Maria Catharina Elisabeth Wiesermann heiratet wiederum Caspar Diedrich Mühlhoff, einen Enkel von Agnes Catharina Elisabeth Stahlschmidt (siehe auch Kapitel Wiesermann).

Jung-Stilling schreibt in seiner Lebensgeschichte über seinen ehemaligen "Arbeitgeber" Jost Henrich, dass das Sterben und Wiedernehmen der Weiber für ihn scheinbar eine besondere Belustigung gewesen sein muss. Auch die dritte Frau holt sich Jost Henrich aus dem Siegerland, und zwar die 46jährige Witwe Elisabeth Neus, geborene Limper aus Hilchenbach, mit der er am 04.03.1762 die Ehe eingeht. Zunächst ist als Tag der 3. in das Plettenberger Kirchenbuch eingetragen worden, der anschliessend in den 4. geändert wurde.  

Elisabeth bringt Kinder mit in die Ehe, und Tochter Anna Margarethe Neus (*10.08.1747 in Hilchenbach) heiratet 1770 ihren Stiefbruder Johannes (Jost Henrichs ältesten Sohn), der Huxholl übernimmt, als Jost Henrich 1784 im Alter von  76 Jahren stirbt.  Margret Irle (~20.04.1579), eine Nachfahrin von Hermann zon Irlen, der 1461 und 1466 als Pächter des Irlenhofes zu Ferndorf erwähnt wird (siehe DGB Bd. 139), ist Anna Margarethe Neus' Urururgrossmutter.

Am 10.7.1749, zwei Jahre nach Anna Margarethe Neus' Geburt, heiratet ihr Cousin Johann Jobst Neus (*10.9.1725 in Hilchenbach-Hadem) in Plettenberg Johanna Margarethe Catharina von den Hoeven, die Tochter des Plettenberger Bürgers Arnold v.d.H. Gerhard Conrad Dietrich, der am 24.11.1754 in Plettenberg in diese Ehe geborene Sohn, nimmt am 16.8.1799 die Witwe des Hermann Henrich Schantz, Justine Catharina Donsbach, eine aus Siegen gebürtige Tochter des fürstlichen Bediensteten, aus dem Kirchspiel Herborn stammenden und mit einer Wittgensteinerin verheirateten Johannes Donsbach, zur Frau. Hermann Henrich Schanz ist ein Sohn des aus Hilchenbach gebürtigen Tuchfabrikanten Hermannus Schantz (*17.3.1712), (siehe auch Plettenberg-Lexikon), der am 29.8.1736 in Plettenberg die Altenaerin Anna Margarethe Greve zum Traualtar führt.  Eineinhalb Jahre vorher, nämlich am 13.1.1735, ehelicht bereits Hermannus' älterer Bruder, der am 6.11.1707 getaufte Johann Eberhard Schantz , dessen Taufpate sein Grossvater Hans Ebert Kohl, gewesener Bürgermeister des Fleckens Hilchenbach, ist, die ca. 17 Jahre ältere Anna Elisabeth Thomée, Tochter des Plettenberger Bürgers Johannes Thomée und Witwe des gebürtigen Neusorgers Valentin Hermes, die den mit ihrem Ehemann ungefähr gleichaltrigen Sohn, Christoph Friedrich Hermes, mit in die Ehe bringt. Dieser Christoph Friedrich Hermes heiratet am 29.9.1745 in Plettenberg Anna Elisabeth Kohl (*26.2.1722), eine Cousine seines Stiefvaters Johann Eberhard Schantz. Ein Blick in das Plettenberger Totenbuch des Jahres 1770 zeigt, dass Johann Eberhard Schantz und seine Ehefrau Anna Elisabeth Thomee am 22. Mai 1770 gemeinsam begraben werden. Anna Elisabeth stirbt an Altersschwäche und Johann Eberhard an hitzigem Fieber. Nur fünf Tage vorher wird Johann Eberhards Cousine und Stiefschwiegertochter Anna Elisabeth Hermes, geb. Kohl, bestattet, die ihr Leben ebenfalls wegen hitzigem Fieber lassen muss. Die Schantz-Brüder haben durch ihre Grossmutter Anna Margaretha Stalp den "ehrenvesten und manhafften" Herrn Wachtmeister auf dem hochfürstlichen Haus Dillenburg (1670), Theobalt Stalp, zum Urgrossvater, unter dem zwischen dem  01.03. und dem 19.07.1653 als Schultheiss, vierzehn Frauen und vier Männern in Hilchenbach der Hexenprozess gemacht wird und die anschließend zum Tode durch das Feuer bzw. durch Decollation (Enthaupten) verurteilt werden. Die Opfer werden im  Jahr 2011 rehabilitiert, und unter ihnen ist auch ein Bruder meiener Urahnin Catharina Müller zu finden, nämlich der am 21.6.1653 als Hexenmeister hingerichtete Freudenberger Bernhard Müller. Thomas Schantz, Ehemann der Margarathe Stalp, stirbt nach 19jähriger Ehe am 23.7.1690 in Hilchenbach, nachdem er mit seiner Frau acht Kinder gezeugt hat, darunter die vorerwähnten Brüder. Seine Witwe Anna Margarethe Stalp bekommt am 25.6.1691 den fürstlich bestellten Baumeister Peter Remboldt, Sohn des Meisters Henrich R."aus der Neustatt des Kirchspiels Gummersbach" zum Ehemann und schenkt ihm in den Jahren 1692 und 1693 noch zwei Töchter. Patin der am 28.5.1693 getauften Maria Catharina ist Anna Maria, die Ehefrau des aus Schwelm gebürtigen Christoph Caldenbusch. Zu Theobalt Stalp sei noch erwähnt, dass er im 2. Nordischen Krieg (1655-1657) als Leutnant Kompanieführer einer Dragonerkompanie ist und hoch dekoriert wird.

In den Plettenberger Kirchenbüchern sind neben den Geburten von Jost Henrichs Kindern in der Folge nur noch Nachfahren seiner beiden Söhne Johannes und Peter zu finden. Der jüngste Sohn Wilhelm heiratet am 17.02.1774 Elisabeth Büren (*27.10.1744) und tritt  in Plettenberg noch einmal am 3.08.1773 als Pate bei der Taufe seines Neffen Wilhelm  in Erscheinung. Seine Frau Elisabeth ist im Plettenberger Kirchenbuch am 15.07.1777 als Patin bei der Taufe von Schwager Peters ältestem Sohn Johannes Peter Caspar Justus Dietrich Wilhelm eingetragen.


Wie aus dem Geburtseintrag der ersten Tochter des Paares Bühren/Stahlschmidt mit Namen Anna Margaretha an Heiligabend 1774 hervorgeht, ist Wilhelm Rohstahlschmied und Reidemeister auf dem Hammer zur Kluse. Die Taufe erfolgt an Silvester 1774 und Patin ist u.a.Wilhelms Schwägerin Anna Margaretha Neuss aus Himmelmert. Am 30.11.1778 werden die Zwillingstöchter Anna Gerdruth Elisabeth und Susanna Dorothea geboren. Wilhelms Schwester Susanna Elisabeth Stahlschmidt ist Patin, wird jedoch in Abwesenheit von der Hebamme Anna Maria, Witwe Hobruck, vertreten. Susanna Dorothea heiratet am 29.09.1809 Johannes Peter Haacke, verstirbt aber bereits zweieinhalb Jahre nach der Hochzeit an einer Geschwulst. Ihr eineinhalbjähriger Sohn Peter Christoph erliegt noch im gleichen Jahr einer Brustkrankheit und wird am 19. Dezember begraben. Anna Margaretha heiratet Johan Peter Quambusch aus Hagen und Anna Gerdruth Elisabeth am 18.08.1819 Johann Heinrich Wellenberg. Zu diesem Zeitpunkt sind die Eltern bereits nicht mehr am Leben, denn Wilhelm Stahlschmidt stirbt am 20.10. 1817 schwachsinning und an Entkräftung, und seine Frau folgt ihm nur wenige Monate später, am 26.03.1818, ins Grab.

Auf dem Kluse Hammer ist zur gleichen Zeit auch der Plettenberger Rohstahlschmied Johann Philip Weiss (*Juni 1743) tätig, ein Neffe von Johann Georg Stahlschmidt und Theresia Weiss, bzw. ein Enkel von Johann Jacob Weiss und Anna Catharina Knoche. Er heiratet zur Kluse Anna Margaretha Nölle und wohnt mit seiner Familie eine Zeit lang im Backhaus. Ein weiterer, in Plettenberg wohnhaft gewesener Hammerschmied auf dem Kluse Hammer ist Johann Dietrich Schürmann. Ausserdem arbeitet Johannes Jung (*04.03.1762 in Plettenberg), ein Sohn des sich im Jahre 1756 in Plettenberg vermählten Jung-Stilling Verwandten Johannes Jung aus dem Kirchspiel Ferndorf ganz in der Nähe als Schneidermeister und heiratet 1793 Anna Elisabeth Schriefer (Schriever/Schreiber).


Genau wie der nacherwähnte Nuttmecker Hammer, der 1760 erbaut wird [2] (wahrscheinlich von Jost Henrich Stahlschmidt), liegt der Petershof in Lichtringhausen auf kurkölnischem Gebiet. Gemäss Familienforscher Berthold Rauterkus ist der Hof im 17. JH das einzige "freibilsteinische" Lichtringhauser Gut. 1718 verkauft Rötger Rademacher das Gut an den Attendorner Bürger Hubert Wagemann, der es von Rademachers - und später durch Einheirat - von Rauterkus weiter bearbeiten lässt. Im Laufe des 18. JH geht der Petershof in den Besitz meiner Himmelmert Stahlschmidts über, die es 1814 für eine Schuld von 953 Reichstalern und 49 Stübern an Josef Neukirch in Attendorn verpfänden.

Im Oktober 1776 heiratet Peter Stahlschmidt Anna Christina Jacobi aus Plettenberg-Lettmecke und baut mit ihr den Gördesmann Hof zu einem bedeutenden landwirtschaftlichen Betrieb mit Sägewerk und Ölmühle auf. Ausserdem ist er Hammerwerksbesitzer am 4. Teil des Nuttmecker Hammerwerkes, das auf dem Bormbach noch im kölnischen Gebiet liegt [9].

Diese Ehe, aus der neun Kinder hervorgehen, dauert bis zu Peters Tod vierzig Jahre lang. Anna Christina stirbt drei Jahre nach ihrem Gatten im Alter von ca. 67 Jahren. Der in der welschen Schweiz lebende Rudolf Stahlschmidt ist ein Nachfahre von Peter und Anna Christina. Sein Urgrossvater Joh. Karl Friedrich Stahlschmidt wird 1870 von der Gewerbe-Academie zu Berlin als "Ordentlicher Lehrer für Technische Chemie und Hüttenanlagen" an die im gleichen Jahr eröffnete "Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule" (heute RWTH) in Aachen berufen.

Anna Christinas und Peter Stahlschmidts Söhne kaufen zwischen 1825 und 1831 Rentrops Hammer.

Das Foto rechts zeigt Heinrich Stahlschmidt (*18.02.1864, + 20.10.1941), Urenkel von Peter Stahlschmidt und Anna Christina Jacobi [22]. Im Häuserbuch des Plettenberg-Lexikons befindet sich ein Foto von Heinrich als Konfirmand mit seinen Eltern.

 
Johannes und Anna Margarethe bekommen zusammen vier Söhne und drei Töchter, von denen die sechs Monate alte Maria Sybilla und der achtjährige Peter im Oktober 1783 an Dysenterie sterben. Die anderen fünf Kinder erreichen das Erwachsenenalter, heiraten und gründen Familien. Elisabeth, die älteste Tochter ehelicht Peter de Bra, Nachfahre des Amsterdamer Tuchmachermeisters, und Susanna Maria, die jüngste, in erster Ehe den aus Unnau im Westerwald gebürtigen Johann Heinrich Denker, der durch seine erste Ehe mit Anna Justina Münker, der Tochter des Gutspächters von Stift Keppel, die Nachfolge seines ersten Schwiegervaters antritt. Nach Johann Heinrichs Tod im Jahr 1818 kehrt Susanna mit dem fünfjährigen Sohn Wilhelm Denker, dessen Taufpate sein Onkel Wilhelm Stahlschmidt ist,  in ihren Geburtsort Himmelmert zurück und heiratet dort 1819 in zweiter Ehe Heinrich Schröder. Vater Johannes ist einige Monate nach Susanna Marias Geburt im Jahre 1785 während eines Aufenthaltes in Schwelm einem Schlagfluss erlegen. Mutter Anna Margarethe und ihre fünf Kinder erben Huxholl (siehe nebenstehenden Lageplan des Raffinierhammers[3]). Bei ihrem Ableben am 12. Januar 1833 hat Anna Margarethe ihren Mann um 48 Jahre überlebt und das biblische Alter von 86 Jahren erreicht. 


Der älteste Sohn aus dieser Verbindung, mein Ururgrossvater Wilhelm, Reidemeister, Schöffe und Gemeindegutvorsteher, wird 1819 als Huxholl-Besitzer genannt. Wilhelm nimmt sich ausserdem der Gründung einer Schule an, und so wird in seinem Hause auf Huxholl im gleichen Jahr ein ordentlicher Schulbetrieb eröffnet. Anderthalb Jahre später wird die Schule in ein Nebengebäude "auf dem Keller" verlegt, das zugleich Wohnung für den Lehrer bietet. Der erste Lehrer dieser Schule ist Friedrich Brockhaus [1].

Wilhelm heiratet in erster Ehe seine Kusine Susanna, die ihm zwei Söhne geschenkt hat, als sie im blühenden Alter von 38 Jahren einige Monate nach der Geburt des zweiten Kindes an Brustentzündung stirbt. Wilhelm scheint während dieser ersten Ehe mit Schulden gekämpft zu haben, wie aus dem Testament seines Schwiegervaters und Onkels Peter Stahlschmidt hervorgeht. Über die wirtschaftliche Lage dieser Jahre sind kurze Mitteilungen überliefert, die sicherlich auch für die Osemundfabrik zutreffen und wie folgt lauten: "Handlung schlecht" [10]. Am 21.10.1820 verkauft der Scheffe Wilhelm Stahlschmidt von den zu seinem Gut Huxholl/Hucksholl gehörenden Grundstücken den Berg am Gelberge für sechs Thaler fünfzehn Stüber Berliner Courant, den Thaler zu 72 Stüber alt Geld gerechnet, an den Himmelmerter Landwirt Christoph Boeley, wie aus einem Dokument des Land- und Stadtgerichtes zu Altena hervorgeht, das mir Horst Hassel freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Aber auch der Grundstücksverkauf kann Wilhelms drohende Insolvenz nicht mehr abwenden, und so ist es nicht verwunderlich, dass im Jahre 1830 die Gebrüder Remy auf der Wendener Hütte, von denen bereits Jost Henrich das Roheisen für die Weiterverarbeitung bezogen hat, als Eigentümer und Wilhelm Stahlschmidt als Pächter des Raffinierhammers unterhalb des Rohstahlhammers bei Himmelmert genannt werden [3]. Dies geht auch aus dieser Urkatasterkarte hervor, für die ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Horst Hassel bedanke.

Wilhelm heiratet 1825 in zweiter Ehe Maria Catharina Schopmann aus Freisemicke, die am 6. Mai 1802 in Valbert getauft wird, und zeugt mit ihr vier Söhne und zwei Töchter. 

Wendener Hütte, aufgenommen von Bernd Stahlschmidt im Herbst 2005.

1836 geht Huxholl wieder in Stahlschmidt-Besitz über, und zwar an Carl Theodor, Wilhelms ältesten Sohn aus der Ehe mit Susanna Stahlschmidt [4]. Carl Theodor ehelicht 1856 die Witwe Wilhelmine Grothe, geb. Hammerschmidt, die Kinder mit in die Ehe bringt, wohingegen die Verbindung selbst kinderlos bleibt (Wilhelmine ist zum Zeitpunkt der Eheschliessung bereits 44 Jahre alt). Wilhelmine ist eine Nachfahrin des oben erwähnten Lehrers Friedrich Brockhaus, und ihr Bruder Peter Diedrich Friedrich Hammerschmidt lebt im Jahr 1925 als Hundertjähriger bei seinen Verwandten auf Huxholl, nachdem der älteste Grothe-Sohn im Jahre 1875 Hucksholl-Eigner geworden ist. Die Grothe Nachkommen halten den Hof bis ins Jahr 1958 [4]. Meine Grosseltern  mütterlicherseits, Alwine Dierichs, eine gebürtige Meister aus der Mühle in Plettenberg-Landemert, und Hugo Dierichs aus Wuppertal kommen ungefähr 1926 mit ihrer Tochter Friedchen als Pächter auf Huckshol und bewirtschaften das Anwesen bis zum Jahr 1956/57. 

Der jüngste Sohn aus Wilhelms Ehe mit Maria Catharina Schopmann, mein Urgrossvater Peter Friedrich erhält seinen zweiten Vornamen von seinem Paten, dem Lehrer Friedrich Brockhaus.

Peter Friedrich wird Papiermachermeister und heiratet 1873 Carolina Stahlschmidt (Carolinas Vorfahren werden im Kapitel "Jacobus" behandelt). Aus dieser Ehe gehen mindestens drei Töchter hervor, von denen Lina (siehe Foto), verheiratete Schulte, meine Grossmutter ist, die ihrem Mann Fritz sieben Buben und ein Mädchen schenkt, die alle, ausser dem als Säugling gestorbenen Paul, auf dem nachfolgenden Foto anlässlich von Rudolfs Hochzeit zu sehen sind. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1937 führt Lina den Himmelmerter Dorfladen.

Lina Schulte, geb. Stahlschmidt

Mein Vater Hermann Schulte wandelt, ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben, auf den Spuren seiner Vorfahren, als er 1929 in Hilchenbach im Internat des Jung-Stilling-Gymnasiums Abitur macht, anschliessend an der Technischen Hochschule in Aachen Markscheidewesen studiert, vor dem zweiten Weltkrieg als Diplom-Ingenieur und Markscheider im deutschen Silberbergbau, während des 2. Weltkrieges als Leiter der Markscheiderei bei der Kurhessischen Kupferschieferbergbau in Sontra (siehe Schreiben des Zwangsarbeiter Pierre Jochum aus dem Jahr 1990) und nach Kriegsende im Eisenerzbergbau in Damme, Oldenburg, arbeitet. In diesem Zusammenhang weise ich auf den äusserst interessanten Markscheider-Beitrag im Plettenberg-Lexikon von Horst Hassel hin. Als mein Vater meine Mutter Friedchen Dierichs heiratet, zieht er zu ihr und seinen Schwiegereltern auf Huxholl und behält auch nach dem Verlassen des Hofes im Jahr 1956 seinen ständigen Wohnsitz in Himmelmert. In den sechziger Jahren wird die letzte deutsche Eisenerzgrube in Damme, Oldenburg, geschlossen und mein Vater wechselt nach Siegen und später nach Lüdenscheid, um bis zu seiner Pensionierung als Markscheider am Bau der A 45 mitzuwirken. Mein Vater stirbt am 15.5.1998 im Alter von 88 Jahren in seiner sauerländischen Heimat, am gleichen Tag und im gleichen Jahr wie meine Schwiegermutter Geneviève Lefebvre in Frankreich und meine Patentante in Siegen, die eine Nachfahrin des oben erwähnten Friedrich Brockhaus und aus Plettenberg-Kückelheim gebürtig ist.

 

Friedchens Eltern sind Hugo Dierichs aus Wuppertal-Barmen und Alwine Meister aus der Mühle bzw. dem Brösecken-Gut in Plettenberg-Landemert (siehe Häuserbuch des Plettenberg-Lexikons). Das Foto zeigt Alwine im Kreise ihrer Eltern und Geschwister, und zwar in der oberen Reihe von links nach rechts: Ernst Meister (Plettenberg-Sonneborn), August Meister (Plettenberg-Landemert/Kamp), Heinrich Meister sen., Heinrich Meister jun. (Plettenberg-Landemert/Mühle), Wilhelm Meister (Plettenberg-Dingeringhausen). In der unteren Reihe von links nach rechts: Alwine Meister, verh. Dierichs (Plettenberg-Himmelmert/Hucksholl), Emma Meister, verh. Käsebrinck (Plettenberg-Landemert), Minna Meister, verh. Lehrer Müller (Plettenberg), Anna Catharina Beelemann, verh. Meister, Laura Meister, verh. Marl (Plettenberg-Sonneborn), Auguste Meister, verh. Höfer (Plettenberg-Marl).
Laura Marls Sohn Heinrich (siehe Foto mit seiner ersten Frau und Kusine Emmi Müller)  ist von 1920-1938 Lehrer und Schulleiter in Niederndorf[19] + [16], dort, wo unsere Stahlschmidt-Geschichte beginnt.

 

 

 

 Lauras Tante Maria Catharina Meister heiratet einen Siegerländer, nämlich am 09.11.1866 den Landemerter Lehrer Heinrich Reichmann aus Lützeln bei Niederdresselndorf, der gemäss der Lützelnerin Gudrun Damm aus dem Haus Stohnauels, später Auels genannt, stammt, das seinem mit Elisabeth Kreutz verheirateten Vater Adam Reichmann gehört. 1881 verbrennt der Ort Lützeln bis auf wenige Häuser einschliesslich Heinrich Reichmanns Geburtshauses, aber alle Häuser können innerhalb eines Jahres wieder aufgebaut werden. Lehrer Heinrich Reichmann wechselt im Jahr 1874 nach Spielwigge, weil er hofft, sein mageres Lehrergehalt dort durch Privatstunden aufbessern zu können (siehe Gesuch am Ende dieser Reichmann-Nachfahrenliste). Das Ehepaar Reichmann/Meister stirbt viel zu früh und hinterlässt vier kleine Kinder, die mein Urgrossvater Meister bei sich aufnimmt, obwohl er selbst neun hungrige Mäuler zu stopfen hat. Aus Erzählungen meiner Grossmutter weiss ich, dass ihr Vater, den wir oben im Bild sehen,  Albert Reichmann den Wunsch eines Medizinstudiums erfüllt. Auf wunderbare Weise wird diese grosszügige Unterstützung später belohnt als Heinrich, der jüngste Bruder meiner Grossmutter, im ersten Weltkrieg schwer verletzt und in der Nähe von Saarbrücken in ein Lazarett eingeliefert wird. Der dortige Lazarettarzt ist niemand anderes als Albert Reichmann, der seinen Cousin und Pflegebruder bevorzugt behandeln und gesund pflegen kann. Clara, eine Schwester von Albert wird eine bekannte Pianistin, Alberts Tochter Lotte eine begabte Fotografin und Alberts Enkel Helmut Reichmann, Sohn von Marinebaurat Otto Reichmann, Kunstprofessor und dreimaliger Weltmeister im Segelfliegen (http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Reichmann und Künstlerlexikon).

 

Als Heinrich Reichmanns Schwester Catharine, verheiratete Georg, am 11. 12.1870 eine Tochter Lina taufen lässt, ist Maria Catharina Meister unter den Taufzeugen (siehe unten letzte Zeile - Ehefrau Lehrer Reichmann in Landemert: