Jost Henrich StahlschmidtNach dem Kauf von Huxholl im Jahre 1743 bringt es Jost
Henrich als Besitzer eines Osemundhammers, Reidemeister (Wortursprung:
bereiten, fertig machen) und Kirchenältester schnell zu Reichtum und
Ansehen, was ihm auch die Gründung einer eigenen Familie ermöglicht. Am
9. Oktober 1744 heiratet er zum ersten Mal im Alter von 35 Jahren seine
am 17. April 1719 in Fickenhütte bei Geisweid im Siegerland geborene
Schwägerin Anna Maria bzw. Maria Margarethe Heijl, deren Schwester Maria
Catharina Ehefrau seines Bruders Wilhelm ist. Anna Maria (siehe
nachstehenden Heiratseintrag aus dem Plettenberger und Geburtseintrag
aus dem Siegenener Kirchenbuch) heisst gemäss Siegener Geburtenregister
in Wirklichkeit Maria Margarethe mit Vornamen, ist die Tochter von
Antonius Heijl und Maria Lohenner (oo 03.06.1696) sowie Enkelin des Oberfischbacher Pastors Friedrich Heil
aus Melsungen und seiner Ehefrau Catharina Schütz (oo 16.10.1655). Anna Maria schenkt Jost Henrich drei Söhne, verstirbt aber bereits zwei Jahre nach der Geburt des dritten Kindes Wilhelm. Im Jahre 1752 nimmt Jost Henrich die 35jährige Elisabeth Schleifenbaum aus Sieghütte zur Frau, die ihm ebenfalls drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, gebärt. Die beiden Buben sterben schon sehr früh, und auch Mutter Elisabeth lebt nach der Geburt der Tochter Susanna Elisabeth (~ 13.07.1757) nur noch einige Monate bis Anfang 1758. Tochter Susanna Elisabeth heiratet im April 1778 Peter Diedrich Wiesermann (*12.08.1751), Kirchenältester der Gemeinde und "Consistorio" aus Werdohl-Ütterlingsen und schenkt ihm bis zu seinem Tod am 13.05.1787 vier Kinder, drei Mädchen und einen Jungen. Am 28.01.1791 nimmt Susanna Elisabeth den jüngeren Bruder ihres ersten Ehemannes, Caspar Adolf Wiesermann zum Ehemann, stirbt aber bereits am 19.05.1791, nachdem sie, wie im Kirchenbuch zu lesen ist, "von einer unzeitigen Leibesfrucht entbunden worden ist". Ihr unzeitig und tot geborenes Töchterlein wird zusammen mit Susanna nur einen Tag später, am 20.05., begraben. Susannas älteste Tochter Anna Margaretha Wiesermann wird die Ehefrau von Johann Diedrich Mühlhoff, dem Sohn von Susannas Kusine Agnes Catharina Elisabeth Stahlschmidt. Susannas Enkelin, die am 15.08.1815 geborene Maria Catharina Elisabeth Wiesermann heiratet wiederum Caspar Diedrich Mühlhoff, einen Enkel von Agnes Catharina Elisabeth Stahlschmidt (siehe auch Kapitel Wiesermann). Jung-Stilling schreibt in seiner Lebensgeschichte über seinen ehemaligen "Arbeitgeber" Jost Henrich, dass das Sterben und Wiedernehmen der Weiber für ihn scheinbar eine besondere Belustigung gewesen sein muss. Auch die dritte Frau holt sich Jost Henrich aus dem Siegerland, und zwar die 46jährige Witwe Elisabeth Neus, geborene Limper aus Hilchenbach, mit der er am 04.03.1762 die Ehe eingeht. Zunächst ist als Tag der 3. in das Plettenberger Kirchenbuch eingetragen worden, der anschliessend in den 4. geändert wurde.
Elisabeth bringt Kinder mit in die Ehe, und Tochter Anna Margarethe Neus (*10.08.1747 in Hilchenbach) heiratet 1770 ihren Stiefbruder Johannes (Jost Henrichs ältesten Sohn), der Huxholl übernimmt, als Jost Henrich 1784 im Alter von 76 Jahren stirbt. Margret Irle (~20.04.1579), eine Nachfahrin von Hermann zon Irlen, der 1461 und 1466 als Pächter des Irlenhofes zu Ferndorf erwähnt wird (siehe DGB Bd. 139), ist Anna Margarethe Neus' Urururgrossmutter. Am 10.7.1749, zwei Jahre nach Anna Margarethe Neus' Geburt, heiratet ihr Cousin Johann Jobst Neus (*10.9.1725 in Hilchenbach-Hadem) in Plettenberg Johanna Margarethe Catharina von den Hoeven, die Tochter des Plettenberger Bürgers Arnold v.d.H. Gerhard Conrad Dietrich, der am 24.11.1754 in Plettenberg in diese Ehe geborene Sohn, nimmt am 16.8.1799 die Witwe des Hermann Henrich Schantz, Justine Catharina Donsbach, eine aus Siegen gebürtige Tochter des fürstlichen Bediensteten, aus dem Kirchspiel Herborn stammenden und mit einer Wittgensteinerin verheirateten Johannes Donsbach, zur Frau. Hermann Henrich Schanz ist ein Sohn des aus Hilchenbach gebürtigen Tuchfabrikanten Hermannus Schantz (*17.3.1712), (siehe auch Plettenberg-Lexikon), der am 29.8.1736 in Plettenberg die Altenaerin Anna Margarethe Greve zum Traualtar führt. Eineinhalb Jahre vorher, nämlich am 13.1.1735, ehelicht bereits Hermannus' älterer Bruder, der am 6.11.1707 getaufte Johann Eberhard Schantz , dessen Taufpate sein Grossvater Hans Ebert Kohl, gewesener Bürgermeister des Fleckens Hilchenbach, ist, die ca. 17 Jahre ältere Anna Elisabeth Thomée, Tochter des Plettenberger Bürgers Johannes Thomée und Witwe des gebürtigen Neusorgers Valentin Hermes, die den mit ihrem Ehemann ungefähr gleichaltrigen Sohn, Christoph Friedrich Hermes, mit in die Ehe bringt. Dieser Christoph Friedrich Hermes heiratet am 29.9.1745 in Plettenberg Anna Elisabeth Kohl (*26.2.1722), eine Cousine seines Stiefvaters Johann Eberhard Schantz. Ein Blick in das Plettenberger Totenbuch des Jahres 1770 zeigt, dass Johann Eberhard Schantz und seine Ehefrau Anna Elisabeth Thomee am 22. Mai 1770 gemeinsam begraben werden. Anna Elisabeth stirbt an Altersschwäche und Johann Eberhard an hitzigem Fieber. Nur fünf Tage vorher wird Johann Eberhards Cousine und Stiefschwiegertochter Anna Elisabeth Hermes, geb. Kohl, bestattet, die ihr Leben ebenfalls wegen hitzigem Fieber lassen muss. Die Schantz-Brüder haben durch ihre Grossmutter Anna Margaretha Stalp den "ehrenvesten und manhafften" Herrn Wachtmeister auf dem hochfürstlichen Haus Dillenburg (1670), Theobalt Stalp, zum Urgrossvater, unter dem zwischen dem 01.03. und dem 19.07.1653 als Schultheiss, vierzehn Frauen und vier Männern in Hilchenbach der Hexenprozess gemacht wird und die anschließend zum Tode durch das Feuer bzw. durch Decollation (Enthaupten) verurteilt werden. Die Opfer werden im Jahr 2011 rehabilitiert, und unter ihnen ist auch ein Bruder meiener Urahnin Catharina Müller zu finden, nämlich der am 21.6.1653 als Hexenmeister hingerichtete Freudenberger Bernhard Müller. Thomas Schantz, Ehemann der Margarathe Stalp, stirbt nach 19jähriger Ehe am 23.7.1690 in Hilchenbach, nachdem er mit seiner Frau acht Kinder gezeugt hat, darunter die vorerwähnten Brüder. Seine Witwe Anna Margarethe Stalp bekommt am 25.6.1691 den fürstlich bestellten Baumeister Peter Remboldt, Sohn des Meisters Henrich R."aus der Neustatt des Kirchspiels Gummersbach" zum Ehemann und schenkt ihm in den Jahren 1692 und 1693 noch zwei Töchter. Patin der am 28.5.1693 getauften Maria Catharina ist Anna Maria, die Ehefrau des aus Schwelm gebürtigen Christoph Caldenbusch. Zu Theobalt Stalp sei noch erwähnt, dass er im 2. Nordischen Krieg (1655-1657) als Leutnant Kompanieführer einer Dragonerkompanie ist und hoch dekoriert wird. In den Plettenberger Kirchenbüchern sind neben den Geburten von Jost Henrichs Kindern in der Folge nur noch Nachfahren seiner beiden Söhne Johannes und Peter zu finden. Der jüngste Sohn Wilhelm heiratet am 17.02.1774 Elisabeth Büren (*27.10.1744) und tritt in Plettenberg noch einmal am 3.08.1773 als Pate bei der Taufe seines Neffen Wilhelm in Erscheinung. Seine Frau Elisabeth ist im Plettenberger Kirchenbuch am 15.07.1777 als Patin bei der Taufe von Schwager Peters ältestem Sohn Johannes Peter Caspar Justus Dietrich Wilhelm eingetragen.
Auf dem Kluse Hammer ist zur gleichen Zeit auch der Plettenberger Rohstahlschmied Johann Philip Weiss (*Juni 1743) tätig, ein Neffe von Johann Georg Stahlschmidt und Theresia Weiss, bzw. ein Enkel von Johann Jacob Weiss und Anna Catharina Knoche. Er heiratet zur Kluse Anna Margaretha Nölle und wohnt mit seiner Familie eine Zeit lang im Backhaus. Ein weiterer, in Plettenberg wohnhaft gewesener Hammerschmied auf dem Kluse Hammer ist Johann Dietrich Schürmann. Ausserdem arbeitet Johannes Jung (*04.03.1762 in Plettenberg), ein Sohn des sich im Jahre 1756 in Plettenberg vermählten Jung-Stilling Verwandten Johannes Jung aus dem Kirchspiel Ferndorf ganz in der Nähe als Schneidermeister und heiratet 1793 Anna Elisabeth Schriefer (Schriever/Schreiber).
Wilhelm heiratet in erster Ehe seine Kusine Susanna, die ihm zwei Söhne geschenkt hat, als sie im blühenden Alter von 38 Jahren einige Monate nach der Geburt des zweiten Kindes an Brustentzündung stirbt. Wilhelm scheint während dieser ersten Ehe mit Schulden gekämpft zu haben, wie aus dem Testament seines Schwiegervaters und Onkels Peter Stahlschmidt hervorgeht. Über die wirtschaftliche Lage dieser Jahre sind kurze Mitteilungen überliefert, die sicherlich auch für die Osemundfabrik zutreffen und wie folgt lauten: "Handlung schlecht" [10]. Am 21.10.1820 verkauft der Scheffe Wilhelm Stahlschmidt von den zu seinem Gut Huxholl/Hucksholl gehörenden Grundstücken den Berg am Gelberge für sechs Thaler fünfzehn Stüber Berliner Courant, den Thaler zu 72 Stüber alt Geld gerechnet, an den Himmelmerter Landwirt Christoph Boeley, wie aus einem Dokument des Land- und Stadtgerichtes zu Altena hervorgeht, das mir Horst Hassel freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Aber auch der Grundstücksverkauf kann Wilhelms drohende Insolvenz nicht mehr abwenden, und so ist es nicht verwunderlich, dass im Jahre 1830 die Gebrüder Remy auf der Wendener Hütte, von denen bereits Jost Henrich das Roheisen für die Weiterverarbeitung bezogen hat, als Eigentümer und Wilhelm Stahlschmidt als Pächter des Raffinierhammers unterhalb des Rohstahlhammers bei Himmelmert genannt werden [3]. Dies geht auch aus dieser Urkatasterkarte hervor, für die ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Horst Hassel bedanke. Wilhelm heiratet 1825 in zweiter Ehe Maria Catharina Schopmann aus Freisemicke, die am 6. Mai 1802 in Valbert getauft wird, und zeugt mit ihr vier Söhne und zwei Töchter.
1836 geht Huxholl wieder in Stahlschmidt-Besitz über, und zwar an Carl Theodor, Wilhelms ältesten Sohn aus der Ehe mit Susanna Stahlschmidt [4]. Carl Theodor ehelicht 1856 die Witwe Wilhelmine Grothe, geb. Hammerschmidt, die Kinder mit in die Ehe bringt, wohingegen die Verbindung selbst kinderlos bleibt (Wilhelmine ist zum Zeitpunkt der Eheschliessung bereits 44 Jahre alt). Wilhelmine ist eine Nachfahrin des oben erwähnten Lehrers Friedrich Brockhaus, und ihr Bruder Peter Diedrich Friedrich Hammerschmidt lebt im Jahr 1925 als Hundertjähriger bei seinen Verwandten auf Huxholl, nachdem der älteste Grothe-Sohn im Jahre 1875 Hucksholl-Eigner geworden ist. Die Grothe Nachkommen halten den Hof bis ins Jahr 1958 [4]. Meine Grosseltern mütterlicherseits, Alwine Dierichs, eine gebürtige Meister aus der Mühle in Plettenberg-Landemert, und Hugo Dierichs aus Wuppertal kommen ungefähr 1926 mit ihrer Tochter Friedchen als Pächter auf Huckshol und bewirtschaften das Anwesen bis zum Jahr 1956/57.
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